AM101 – Brief an Walter Gropius
Toblach, Sonntag, 20. August 1911 [= Poststempel]

Mein Walter

Köstlich[,] was Du Dir alles ausdenkst, um mir eine Freude zu machen!! — Dieser japanische HolzschnittA (ist’s einer?) ist süß. AryB u. ich standen lange davor u. freuten uns an den unerhört spitzfindigen Feinheiten. Mit seltenem Geschmack und Liebe sind alle die Dinge – die von Dir kommen. Ich hoffe – es kommt einmal die Zeit – in der

ich Dir rückzahlen kann — und wir uns gegenseitig ein fortwärendes Liebesschenken sind. —

—

Gestern machten MamaC und ich mit einem Freunde eine Autotour nach Franzensfeste. Es war herrlich schön. Ary hütete unterdessen zu Hause die KinderD. Sie machten mir alle 3 eine wunderbare lange Kette aus Vogelbeeren und anderen Beeren. – \Grau/[,] Grün u. Rote. –

Wir fahren jetzt viel aus — Gucki ist besserE und ich traue mich vom

[oben:] Alma M. MahlerF

Hause fort. – Ein paar Bekannte in der Nähe wetteifern mit Autogefälligkeiten –.

Am 30tenG wollen wir eine große Tour machen und meinen GeburtstagH irgendwo anders feiern. Wir wissen noch nicht wo!! –

Das thut mir gut – macht mich heiter – und ist auch ein ungeheures sympatisches Vergnügen. —

Ich nehme mir vor, dass ich eines haben muss, und mache dann die Chauffeur[-] und MaschinistenprüfungI[.]

Lachst Du über mein unzeitgemäßes Schwärmen – ?

Du – wir Beide würden gar nicht schlecht darin aussehen. – ?!! —

Es ist früher Morgen – die Sonne scheint – ich fühle mich glücklich – hab’ Dich lieb – bin ein andrer Mensch und doch derselbe. Möchte einmal Dich in Deinem Milieus [!] sehen — bei den Deinen . . . . . . .

Walter – wenn ich im Winter z. B. nach Berlin käme – oder im Frühjahr – zu einer Aufführung – könntest Du mich da Deine Mutter unverfänglich kennen lernen lassen???

Deine Alma